1

Manchmal übt er auf dem Parkett,

kaum erkennbar: Bodenballett.

Übt schon eine lange Zeit,

denkt er ist für’s Theater bereit.

2

Macht sich dann auf, will zur Bühne geh’n,

doch spürt seinen Körper, seine Wewehn.

Bleibt dann doch erst einmal brav dort liegen,

kann ja nichts verrenken, drehen oder biegen.

3

Später dann im Krankenwagen,

traut sich kaum zu fragen,

will doch wenigstens noch wissen,

wie er denn ausgesehen hat? Beschissen!

4

Ein herber Rückschlag, keine Frage,

jeder will wissen, ob er es wage,

zurückzukehren in jene Stadt,

wo all‘ das stattgefunden hat.

5

Und obwohl es zwackt ohne Ende,

von großer Zeh bis Lende,

verspricht er Allen, dass er weiter probt,

und wird dafür ganz viel und hoch gelobt.

6

Doch am heimischen Parkett angekommen,

hatte er gänzlich unbesonnen, zugleich begonnen.

War nach der ungewollten Pause nicht gescheiter,

und übte mit viel zu viel Eifer, immer, immer weiter.

7

Bein hinauf, Arm über Arm, Kopf herunter

Wurde seine Akrobatik immer bunter.

Bein und Arm gebrochen, hilflos auf allen vieren,

diesmal scheint es ernst, man muss ihn operieren.

8

Die Ärzte waren wenig amüsiert,

und fragten ihn direkt völlig ungeniert,

ob er es denn immer noch nicht kapiert?

Hat er sich doch schon einmal blamiert!

9

Im Krankenwagen angekommen,

war er selbst noch ganz benommen.

Eine Stunde lang wurde er gerügt,

doch er war heiter und vergnügt!

10

Denn man hatte ihn zurecht gebogen,

an allen Gliedern einmal gezogen.

Und so war er nach nur kurzer Zeit,

wieder für seine Leidenschaft bereit.

11

All‘ das Schimpfen hatte was gebracht,

diesmal hatte er sich gründlichst warm gemacht.

Berührt mit linkem Ohrläppchen, den rechten Zeh,

und trotzdem tut ihm Garnichts weh.

12

Entspannt Alles, Füße, Beine, Hände,

spielt das Ballett von Anfang an bis Ende.

Und, ein Wunder, es klappt, was ein Glück,

jetzt ist er endlich bereit fürs Theaterstück.

Paul Bräuer, November 2023